Warum du nicht für seine Sucht verantwortlich bist

Veröffentlicht am 17. November 2025 um 08:00

Es ist einer der schmerzhaftesten Gedanken, den viele Frauen haben, die an der Seite eines alkoholkranken Partners leben:


Vielleicht bin ich schuld.
Vielleicht habe ich nicht genug getan.
Vielleicht hätte ich früher reagieren sollen.
Vielleicht trinkt er wegen mir.
Vielleicht bin ich der Grund, das es schlimmer wird.

Doch dieser Gedanke ist nicht nur falsch, er zerstört langsam dein Selbstwertgefühl.
Und deshalb ist es so wichtig, dass du eine Wahrheit verinnerlichst, die dein Herz entlasten darf:


1. Seine Sucht ist eine Krankheit, keine Reaktion auf dein Verhalten

Alkoholsucht (oder eine andere Form der Abhängigkeit) entsteht nicht durch eine einzige Ursache.
Sie hat tiefe, oft jahrelange Wurzeln, die nichts mit dir zu tun haben:

 

  • innere Verletzungen
  • ungelöste Konflikte
  • psychischer Druck
  • genetische Faktoren
  • traumatische Erlebnisse
  • fehlende Bewältigungsstrategien


❗Du bist nicht die Ursache.
❗Du bist nicht der Auslöser.
❗Du bist nicht der Grund.

 

Du bist der Mensch, der versucht, ihn zu halten,
aber du bist nicht der Mensch, der ihn zum Trinken gebracht hat.


2. Du kannst ihn nicht retten, weil Heilung von innen kommt

Vielleicht hast du versucht, ihn zu schützen, zu motivieren, zu unterstützen, zu kontrollieren, zu retten.
Du hast geredet, gebeten, gehofft, verziehen, gekämpft.


Aber:

Sucht ist stärker als jede Liebe.
Und genau deshalb kannst du sie nicht für ihn besiegen.

Heilung beginnt erst dann, wenn er bereit ist, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen.


Nicht, wenn du stärker wirst.
Nicht, wenn du dich noch mehr anstrengst.
Nicht, wenn du alles perfekt machst.

Erst wenn er sagt:
„Ich will etwas verändern“,
kommt Bewegung in sein Leben.

Und selbst dann liegt der Weg bei ihm, nicht bei dir.


3. Du bist nicht verantwortlich für seine Entscheidungen

Wenn er trinkt, ist es seine Entscheidung.
Wenn er Hilfe ablehnt, ist es seine Entscheidung.
Wenn er ausweicht, lügt, bagatellisiert, ist es seine Entscheidung.
Wenn er weitermacht, obwohl du leidest, ist es seine Entscheidung.

Nicht deine.

Du bist nicht verantwortlich für:

  • seinen Umgang mit Schmerz
  • seinen Rückfall
  • seine Verdrängung
  • seine Vergangenheit
  • seine Gefühle


Du bist verantwortlich für dein Leben,
deine Grenzen, deine Emotionen, deine Gesundheit.

Und das ist schon schwer genug.


4. Deine Liebe ist nicht die Lösung und auch nicht das Problem

Viele Frauen glauben, dass ihre Liebe ihn retten müsste. Oder dass ihre Liebe nicht gereicht hat.
Oder dass sie falsch geliebt haben.

 

Doch das stimmt nicht.


Du hast geliebt und du liebst vielleicht noch.
Daran ist nichts falsch.
Daran ist nichts schuld.

Aber Liebe heilt keine Sucht.
So unfair das klingt.

Und weißt du, was das bedeutet?

🫶 Du darfst aufhören, dich verantwortlich zu fühlen.
🫶 Du darfst aufhören, dich schuldig zu fühlen.
🫶 Du darfst aufhören, dich zu verurteilen.


5. Du darfst Grenzen setzen, ohne Schuld

Zu sagen:

  • „Ich mache das nicht mehr mit.“
  • „Ich kann dich nicht retten.“
  • „Ich brauche Frieden.“
  • „Ich muss mich selbst schützen.“

ist kein Egoismus.


Es ist Selbstachtung.

Du darfst Abstand nehmen.
Du darfst deinen Raum schützen.
Du darfst für dich sorgen, auch wenn er leidet.
Sein Schmerz ist nicht dein Versagen.

Eine Grenze ist kein Angriff. Sie ist ein Schutzschild.
Dein Schutzschild.


6. Du hast das Recht auf ein Leben, das dir gut tut

Nur weil er leidet, heißt das nicht, dass du dich mitleidend zerstören musst.


🫶 Du darfst lachen.
🫶 Du darfst Frieden suchen.
🫶 Du darfst schlafen.
🫶 Du darfst glücklich sein.
🫶 Du darfst Entscheidungen treffen, die dich schützen.

Du hast ein Leben und du darfst es leben.


Fazit: Du bist nicht die Ursache. Du bist nicht die Lösung. Du bist nicht die Schuld.

Du bist ein Mensch mit einem Herzen,
der versucht, in einer schweren Situation nicht zu zerbrechen.
Du trägst mehr, als irgendjemand von außen sieht.
Aber du trägst nicht seine Verantwortung.

Sein Weg gehört ihm.
Dein Weg gehört dir.

Und du darfst ihn gehen, ohne Schuld.
Ohne Angst. Ohne Scham.

Deine Sandra


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.